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Die Verlegerin

Beschreibung

In Steven Spielbergs Hohelied auf die Pressefreiheit glänzen Meryl Streep und Tom Hanks als ungleiches dynamisches Duo, das der Washington Post durch die mutige Veröffentlichung der Pentagon Papers zu Renommee verhilft. Steven Spielberg erzählt die wahre Geschichte von der Aufdeckung eines der größten Politskandale in den USA, wie die Washington Post dem Beispiel der New York Times folgt und trotz drohender Klage die Pentagon Papers veröffentlicht, in denen vier US-Regierungen der Lüge über den Vietnamkrieg überführt werden. Er konzentriert sich dabei auf zwei ungleiche Entscheidungsträger der Zeitung, die damals noch nicht die überregionale Bedeutung der Times hatte, den umtriebigen, risikofreudigen Vollblutjournalisten und Chefredakteur Ben Bradlee und die vorsichtige, zu Anfang unsichere Verlegerin Kay Graham, die ihren Job von ihrem Mann geerbt hat und schließlich größten Mut beweist. Spielberg besetzte sie mit seinem aktuellen Lieblingsschauspieler Tom Hanks - es ist ihre fünfte Zusammenarbeit - und Meryl Streep. Beide Stars rufen hier ihr gewohnt souveränes Können ab, fügen sich aber ins hervorragende Ensemble ein, zu dem auch "Better Call Saul"-Star Bob Odenkirk als Journalist oder Bruce Greenwood als unter Beschuss geratener Verteidigungsminister gehören. Spielberg nutzt den Spionagethriller als Muster. Wie in seinem "Bridge of Spies - Der Unterhändler" oder auch in Oliver Stones' "Snowden" werden hier Informationen heimlich gesammelt und übergeben. Aus heutiger Sicht wirkt es komisch, wie kistenweise Kopien auf einem eigenen Flugzeug-Sitz mitfliegen und an Münztelefonen telefoniert wird. Die Spionage-Elemente sorgen aber vor allem für zusätzliche Spannung und Dynamik in einer Handlung, die zu großen Teilen aus pointierten Diskussionen besteht, sei es im Newsroom oder bei der Titelheldin im prunkvollen zu Hause. Im Kern geht es um den inneren, moralischen Kampf, sich für die Veröffentlichung zu entscheiden. Spielberg schildert dabei auch eindrücklich, wie schwer es für Kay ist, sich in der Männer-dominierten Medien- und Politbranche durch zu setzen, überhaupt respektiert zu werden. So hebt sich "Die Verlegerin" von Klassiker "Die Unbestechlichen" ab, der mehr Politthriller ist, oder dem jüngeren Journalistendrama "Spotlight", in dem mehr die hartnäckige und langwierige Recherche im Mittelpunkt steht. Die in Die Unbestechlichen thematisierte Watergate-Affäre, die nur ein Jahr später nach den in Die Verlegerin geschilderten Ereignissen wieder von Post-Journalisten ins Rollen gebracht wird, wird am Ende angerissen. So fungiert "Die Verlegerin" quasi als ein gediegeneres Prequel, in dem Spielberg die Medien als vierte Gewalt feiert. hai.  

Laufzeit: 117 Min.

FSK: ab 6 Jahren